Banken-Insolvenz in 2021 – Teil 3

Banken-Insolvenz in 2021 – Teil 3

Ist das Vermögen der Sparer bei Banken und Sparkassen noch sicher? Artikel-Serie Teil 3

Finanzmarkt-Aufsichtsbehörde "BaFin" bereitet sich aktuell auf Banken-Konkurse vor - Kunden sollen enteignet werden?

Autor: Dipl.-Kfm. Jürgen Sörensen (Uni Hamburg: Bankbetriebslehre und Wirtschaftsrecht), Ex-Banker, Initiator des „Geld-Retter“-Magazins

BaFin sucht aktuell Personal für die Abwicklung der erwarteten Bankenpleite!

Verehrte Leser, dieser dritte Artikel baut auf den vorhergehenden Artikeln 1 und 2 in diesem Blog auf.

 

Um was geht es?

Sind Ihre Geldanlegen bei Banken und Lebensversicherungsgesellschaften noch sicher oder können Sie Ihre Geldeinlagen, insbesondere durch den Einfluss der Pandemie, verlieren?

Und wie können Sie als Bankkunde Ihre Gelder bei Ihrer Bank vor Verlust und Enteignung schützen?

Diesem Thema möchte ich für Sie systematisch aufbereiten.

In diesem Artikel Nr. 3 werde ich das „Banken-Thema“ abschließen.

Das Thema Insolvenz und Zahlungsunfähigkeit bei Lebensversicherern, beleuchte ich in weiteren folgenden Artikeln in den nächsten Wochen (KW4 ).

Das Wichtigste aus den vorherigen Artikeln kurz nochmal zusammengefasst:

Die Pandemie belastet die Wirtschaft, Privathaushalte und damit auch das Kreditgeschäft der Banken. Ich zeigte Ihnen den Haftungsumfang (1,349 Milliarden Euro) des gesetzlichen Sicherungsfonds und das neue „SAG – Sanierungs- und Abwicklungsgesetz für deutsche Kreditinstitute“. Dieses Gesetz ermöglicht es, den Bankkunden mit seinen Geldeinlagen zu enteignen. Mit diesen enteigneten Kundengeldern soll das insolvenzbedrohte Kreditinstitut saniert werden und der enteignete Bankkunde erhält im Gegenzug Anteilsscheine an der Bank.

Hier sehen Sie die Bilanz des Sicherungsfonds – veröffentlicht im Bundesanzeiger (aktuelleres Material ist im Bundesanzeiger nicht verfügbar):

In den letzten Wochen überschlagen sich die Ereignisse

Die Regierung verlängerte kurzfristig das Insolvenzaussetzungsgesetz, dass am 31. Dezember 2020 auslief, um einen weiteren Monat bis Ende Januar 2021.

Erste Diskussionen um eine Verlängerung des Lock-Down‘s bis Ostern sind im Gespräch. Dass die Regierung so kurzfristig Entscheidungen in einer Art Salami-Taktik beschließt, zeigt mir den sehr tiefen Ernst der Lage und Handlungsunsicherheit. Nicht umsonst sprach die Bundeskanzlerin im März 2020 von der schwersten Krise seit dem 2. Weltkrieg. Es zeigt auch, dass die Politik nicht bereit bzw. mutig genug ist, uns Bürger wirklich aufzuklären.

 

Wie schätzen offizielle Stellen und große Marktteilnehmer die Lage der Kreditinstitute ein?

Diskussionen über eine mögliche Bankenkrise werden immer lauter. Nicht nur in der Politik, sondern auch von offizieller Seite wie EZB, Bundesbank und Bankverbänden.

Finanzministerium, Bundesbank:

Eine neue Regelung verbietet den Banken ab sofort, ihren Kleinanleger-Kunden spezielle Bankprodukte (Bankanleihen) zu verkaufen. Die Regelung sieht vor, dass Banken diese Produkte nur noch in der Stückelung 50.000 Euro bzw. für kleinere Banken 25.000 Euro anbieten dürfen, in der Hoffnung, dass dann nur größere Anleger zugreifen, die einen entsprechenden Totalverlust vertragen können.

Die Deutsche Bundesbank schreibt hierzu in ihrem Monatsbericht: „Mit der Einführung einer Mindeststücklung soll sichergestellt werden, dass Privatkunden und insbesondere Kleinanleger ihr Vermögen nicht übermäßig in Instrumente anlegen, die vorrangig für einen Bail-in herangezogen werden können“ (Anmerkung von mir: „Bail-in“ heißt, der Kunde haftet voll mit dieser Anlage im Falle einer Insolvenz oder Zahlungsunfähigkeit der Bank – ganz im Sinne des SAG)

BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht)

Die BaFin untersteht dem Finanzministerium (Minister Olaf Scholz). Sie wäre übrigens auch die Behörde, die eine Ausübung des neuen SAG (Sanierungs- und Abwicklungsgesetz für deutsche Kreditinstitute -regelt die Bankkunden Enteignung) bestimmen würde.

Die BaFin empfiehlt den Vorständen der deutschen Kreditinstitute dringend auf Auszahlung von Dividenden zu verzichten und diese Liquidität für Kreditausfälle vorzuhalten.

 Der Chef der BaFin, Felix Hufeld ist der Überzeugung, dass einige Banken in die Pleite rutschen und sucht per Stellenanzeigen schon Personal für die Abwicklung von Banken. 

 

 

EZB (Europäische Zentralbank)

Neben ihrer Geld politischen Aufgabe, überwacht die EZB die europäischen systemrelevanten Banken. Diese kritisierte die EZB jüngst wegen ihrer zu geringen Risikovorsorge für Kreditausfälle bedingt durch die Pandemie und die zu erwarteten Insolvenzen im Unternehmens-, Immobilien- und Privat -Bereich. Sie forderte die Bankenvorstände auf, auf Dividendenausschüttungen zu verzichten.

113 von ihr beaufsichtigte Banken erhielten einen persönlichen Brief mit der Aufforderung Rückstellungen für die zu erwarteten Kreditausfälle zu bilden, da ihre Bilanzen noch deutlich zu gut aussehen und dieses Risiko nicht widerspiegeln.

Ebenfalls hebt die EZB ihre Schätzung für Kreditausfälle europäischer Banken von 800 Milliarden Euro auf 1,4 Billionen Euro an (eine Steigerung von 75%!).

BIZ (Bank für internationalen Zahlungsausgleich)

Dies ist die Bank der Notenbanken mit 60 Mitgliedern. Die mächtigsten Notenbaken wie die amerikanische FED, die chinesische Volksbank, Bank of Japan, EZB, Deutsche Bundesbank usw. beraten hier über Geld- und Finanz politische Themen. Die BIZ ist auch eine Art Denkfabrik für das Geld der Welt.

Die BIZ schrieb in ihrem jüngsten Quartalsbericht, dass sie überproportional steigende Unternehmensinsolvenzen erwartet und ruft die Banken zu einer Zurückhaltung bei der Dividendenpolitik auf (das Geld soll in der Kriegskasse bleiben). Ebenfalls schließt sie die Gefahr einer Bankenkrise nicht aus und macht den Grad einer solchen Krise vom weiteren Verlauf der Pandemie abhängig. Am Rande sei hier noch bemerkt, dass sie die Aktienmärkte als überbewertet einschätzt (die Unternehmenswerte haben sich quasi von der realen Wirtschafts-Welt entfernt).

Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken

Vorstandsmitglied Gerhard Hofmann schätzt die Zunahme der Insolvenzen in Deutschland in 2021 mit plus 20% bis 30% ein. Die Pandemie schädigt besonders den Klein- und Mittelstand. Dies stellt die besondere Kundengruppe der Volks- und Raiffeisenbanken dar. Die Volks- und Raiffeisenbanken werden überproportional unter den Kreditausfällen leiden (Anmerkung von mir: genau dies trifft auch auf die Sparkassen zu und die Gewährträgerhaftung gibt es nicht mehr. Sie wurde von der EU als verdeckte Subvention verboten).

Die Aufregung ist groß

EZB, Aufsichtsbehörden, Bankenverbände sind alarmiert. Die Situation ist sehr ernst und die Pandemie-Situation noch lange nicht vorbei. Die Risikovorsorge bei den Kreditinstituten scheint noch nicht ausreichend hoch in den Bilanzen berücksichtigt zu sein. Die unten abgebildete Grafik zeigt mögliche Ausfall-Quoten in verschiedenen Kreditbereichen. Man bedenke die zum Teil dünne Eigenkapitaldecke der Kreditinstitute. Systemrelevante Banken verfügen um die 10% Eigenkapitalquote.

(Diese Grafik wurde im Juli 2020 aufgestellt, jetzt dürften die Quoten wesentlich höher sein)

Wie will die EZB den Banken-Crash in Europa verhindern?

Die EZB denkt daran eine EZB-Handelsplattform aufzubauen, die betroffenen Banken ihr Risiko-Kreditportfolio mit einem Abschlag abkauft. Diese Kreditpakete sollen dann Investoren ab ca. 10 Mio. Euro angeboten werden. Diese Investoren verwerten dann die Kredite bzw. die entsprechenden Sicherheiten.

Es ist der EZB klar, dass mit Zuschüssen der Staaten gerechnet werden müsste, falls die Kreditpakete unverkäuflich sein sollten und „verscherbelt“ werden müssten.

Die Banken erleiden mit dem Verkauf einen Verlust, der das Eigenkapital belastet, aber die Bilanzen wären bereinigt.

Internationale Aufkäufer für notleidende Kredite existieren schon (einigen ist z.B. der Name „Black Rock“ ein Begriff), jedoch sind die Abschläge, bedingt durch deren Kapitalmacht, hier so hoch, dass das Eigenkapital der Banken aufgezehrt sein könnte und die Bank dann immer noch in Existenznot wäre.

 

Banken-Sicherungsfonds

Auch kann sich die EU/EZB einen Bankensicherungsfonds vorstellen, der in kritischen Bankensituationen einspringt. Die Vorstellung der EU wäre, das die deutschen Banken und Sparkassen ihre gesamten Sicherungsfonds (also nicht nur der gesetzliche Einlagensicherungsfonds, sondern auch die eigenen Sicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken, der Volks- und Raiffeisenbanken und Sparkassen) dorthin übertragen und mit diesem Geld für alle europäischen Banken mit haften. Gegen diesen Plan sträubt sich die Bundesregierung und die deutsche Bankenlandschaft. Die nachfolgende Grafik zeigt warum! Im Vergleich zu den südländischen Banken stehen die deutschen Banken mit dem erwarteten Kreditausfall-Risiko besser da als ihre Kollegen im Süden.

Meine persönliche Einschätzung der Situation

Wir wissen nicht wie lange der Lock-Down-Zustand anhält (bis Ostern?). Mit jeder weiteren Woche „Lock-Down“ verschärft sich die wirtschaftliche Lage dramatisch. Alle Insolvenzschätzungen beruhen auf Daten vom letzten Jahr. Sie dürften bei anhaltendem Lock-Down in 2021 dramatischer ausfallen.

Die Aufsichtsbehörden, die EZB, die Deutsche Bundesbank usw. sind hochgradig alarmiert und besorgt über die Bankenlage.

Die deutschen Kreditinstitute stehen zwar im europäischen Vergleich, relativ gut da, aber pleite ist pleite.

Ich schätze die Wahrscheinlichkeit, dass einige Kreditinstitute nicht überleben als gegeben ein.

Laut DZ-Bank ist gerade durch die Pandemie und den Konsumverzicht das Geldvermögen, das auf Girokonten als Sichteinlagen geparkt wird, gestiegen. Das aktuelle Vermögen der Deutschen erhöhte sich in 2020 von 6,2 Billionen Euro auf jetzt 7,1 Billionen Euro.

Was für eine Riesengefahr für dieses Geld!

Aktuell verlängerte die Regierung das Insolvenzaussetzungsgesetz nochmal bis Ende April 2021, kein gutes Zeichen.

Lieber einen Plan B haben

Um als Sparer auf der sicheren Seite zu sein, kann ich nur dringend empfehlen, Giralgeld bei Banken abzuheben und als Bargeld zwischen zu parken bis die Krise ausgestanden ist. Das ist jedoch nicht bei jeder Summe so einfach machbar oder vom Sparer gewollt.

Sondervermögen bilden

Die Lösung besteht hier in der Umwandlung von Spargeld (Giralgeld – also nur Zahlen im Computer) in Insolvenz- und Enteignung geschütztes Sondervermögen, das dann gern von der Hausbank weiter verwaltet werden darf. Sondervermögen sind z.B. aufbewahrtes Geld in Schließfächern einer Bank oder Wertpapiere, die die Bank für ihre Kunden in Depots verwaltet. Bankkunden verfügen im Falle einer Insolvenz oder Enteignung nach dem SAG über ein Herausgaberecht (Aussonderungsrecht) gegenüber z.B. dem Insolvenzverwalter. Bedenken muss man jedoch, dass man bei einer Bankschließung über Tage oder Wochen nicht an sein Geld herankommt, auch die Geldautomaten werden abgestellt sein. Kontoabbuchungen werden nicht mehr durchgeführt.

Hier hilft nur eine entsprechend hohe Bargeldreserve außerhalb der Bank, um seine Brötchen auch weiterhin kaufen und seine Rechnungen zahlen zu können.

 

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